Anekdoten

Unter dieser Rubrik möchte ich kleine Anekdoten aus meinem Alltag erzählen. Diese Geschichten sind eigentlich zu klein, um einen ganzen Blogartikel zu füllen, sie sind aber dennoch auf jeden Fall erwähnenswert. Viel Spaß beim Lesen!

Yes, Pure!

In Ghana kann man Wasser nicht nur in Plastikflaschen, sondern auch in 500ml Plastikbeuteln kaufen. Diese Wasserbeutel werden dort PureWater genannt. Für ein paar Pesewas kann man diese an jeder Straßenecke oder vom Auto aus im Straßenverkehr kaufen. Die Verkäufer*innen tragen das Wasser in Schüsseln und man kann sie schon von weitem hören. Denn alle rufen in der gleichen Sprachmelodie: "Yeees Pure! PurWater, PureWater, Pure!"

Zum trinken reißt man eine kleines Stück von einer Ecke mit den Zähnen ab, spuckt das Plastik aus und fängt an zu trinken. Erstaunlicherweise hat es nur ein paar Tage gedauert, bis auch ich den halben Liter in einem Zug trinken konnte.

Das Wasser gibt es in verschiedenen "Geschmacksrichtungen". Entweder natürlich oder smoked. Dafür wird das Wasser in eine Box oder ein anderes Gefäß mit Deckel gelegt. Der Rauch von angezündeten Palmnüssen in das Gefäß gefächelt und dann für einige Zeit verschlossen. Dass Wasser bekommt dadurch einen leicht rauchigen Geschmak mit einer meist sehr süßen Note. Viele Ghanaer*innen trinken sehr gerne Smoked PureWater, mein Fall ist es aber nicht ;)

Orangensaft

Eine "ausgetrunkene" Orange
Eine "ausgetrunkene" Orange

Wenn ich durch die Straßen laufe sehe ich oft Stände mit Orangen, oder Frauen, die große, runde Tabletts mit Orangen auf dem Kopf tragen. Wenn ich lust auf eine Erfrischung habe, kann ich mir für ein paar Cent eine kaufen. Dann wird die äußere Schicht der Schale mit einem scharfen Messer weggeschnitten. Zum Schluss wird dann eine kleine Scheibe abgeschnitten, sodass das Fruchtfleisch zu sehen  ist.

Klingt erstmal nach einer normalen Vorbereitung um eine Orange zu essen. Aber anstatt die Schale dann weiter abzupulen und das Fruchtfleisch zu essen, beiße ich nur in die geschnittene Öffnung. Dann drücke ich die Orange mit meinen Händen zusammen und trinke den Saft der herausläuft.

Das schmeckt immer super lecker und frischer geht es kaum. Denn hier in Ghana trinken die meisten den O-Saft direkt aus der Frucht. Ich finde das auf jeden Fall deutlich besser und leckerer, als aus einer Plastikflasche.

"You're invited"

Collins, Hamid, Nii Kwartelai, Richie und Samuel essen Banku mit Fisch und scharfer Soße bei uns im Center
Collins, Hamid, Nii Kwartelai, Richie und Samuel essen Banku mit Fisch und scharfer Soße bei uns im Center

Immer wenn sich jemand währen der Arbeit etwas zu Essen kauft und damit zurück ins Center kommt, wird einmal laut "You are invited" gerufen. Also "Du bist eingeladen", eingeladen mitzuessen. Das nicht zu sagen ist sehr unhöflich.

Die Einladung gilt wirklich, aber nur selten wird dann mitgegessen. Wenn doch, wird immer nur ein bisschen mitgenascht.  Wenn ich mit Essen zurück komme und plötzlich aber mehr Menschen als vorher im Center sind, habe ich doch kurz Angst das zu sagen, weil dann eben ab und zu der Einldung gefolgt wird.

Aber dann kaufe ich im Zweifel einfach nochmal was. Wenn ich in der Mittagspause im Center sitze und esse, kommt manchmal jemand vorbei und fragt "Am I invited?". Darauf kann man nur mit ja antworten und dann wird geteilt.

Ich profitiere aber auch oft davon, denn so kann ich immer das Essen der anderen probieren. Wenn wir mal eine größere Gruppe im Center sind ist es einfach schön gemeinsam zu essen und zu teilen.

Obroni

Mein "Obroni"- Armband, das ich von James geschenkt bekommen habe
Mein "Obroni"- Armband, das ich von James geschenkt bekommen habe

"Obroni, how are you?"

Wenn ich mich außerhalb der Wohnung bewege wird mir das oft zugerufen. Meistens von kleineren Kindern, die dann lachend auf mich zugelaufen kommen und mir ein High-Five geben. Aber auch von Jugendlichen und Erwachsenen. Wenn ich darauf "Bibini, I'm fine. And you?" antworte, fängt mein Gegenüber oft freudig an zu lachen.

 

"Obroni" ist Twi und heißt übersetzt Weiße oder Weißer.  "Bibini" bedeutet Schwarzer, Schwarze. In James Town werde ich entweder so oder oft auch "Blofunyo" genann.  Das ist das entsprechende Ga Wort dafür. Auf Ewe, eine Sprache, die in der Volta Rekion gesprochen wird heißt es dann zum Beispiel "Yevu". Denn jede Sprache hat eine eigene Vokabel dafür.

Am Anfang fand ich es noch komisch, immer als "Weiße" angesprochen zu werden, aber da ich auch einfach "Hallo Schwarzer*e" antworten kann, macht mir das eigentlich nichts mehr aus. Denn schließlich wird damit nur das offensichtliche ausgesprochen und es ist nicht beleidigend gemeint.